Großwildjagd II
Liebe LeserInnen, TierhalterInnen, Freunde,
wie sie sicherlich mitbekommen, gelingt es mir nur schwer zeitnah meine Erlebnisse niederzuschreiben. Jetzt bin ich schon bald 14 Tage in Verzug und ich werde die eine oder andere Sache wohl nicht berichten können. Im Anschluss an die letzten Erlebnisse sollte in der nunmehr schon vorletzten Woche Donnerstag eine weitere Aktion zum Einfangen der Rothirsche fürs Grillenburger Wildgehege stattfinden. Geplant war, noch ein einzelnes Tier zur Rudelbildung hinzuzufügen. Nun ergab sich aber durch den Wunsch der Forstingenieure von Tharandt, das Rudel insgesamt doch auf 5 Tiere aufzustocken, was aus Sicht des Tierschutzes und optimaler Haltungsbedingungen auch durchaus legitim ist.
Diesmal waren die Hirsche doch vorgewarnt und kein Einziger zeigte sich im großen Gehege. Der gesamte Rotwildbestand hatte sich an das andere Ende der großen Brandwiese zurück gezogen und nur mit Hilfe vieler Studenten konnten die Tiere „überzeugt“ werden sich im vorderen Teil einzufinden. Die noch erforderlichen drei Tiere in einen seeligen Schlaf zu verbringen und sicher zu verpacken lief aber schon wieder ganz planmäßig ab. Wieder und wieder zogen die kapitalen Tiere an mir vorbei – mal schneller und mal langsamer, so dass ich die schönen Hirsche in aller Ruhe anvisieren und schlafen legen konnte. Die ganze Geschichte war schon sehr spannend aber nun auch wieder nicht so, dass die Presse sofort davon berichten würde. Nein! Der Artikel in der Sächsischen Zeitung erschien auch erst diese Woche Dienstag (06.11.2012) in der Meißner Ausgabe.
Für die Bereitstellung der Bilder möchte ich Herrn Martin Schubert (TU Dresden Institute of Forest Growth and Forest Computer Sciences Pienner Straße 8 01737 Tharandt) danken. Ich hatte ja leider keine Hand zum fotografieren frei.
Da alles so gut lief bin ich am nächsten Tag mal wieder (und wahrscheinlich auch zum letzten Mal) zur Pirsch auf unseren aus dem Wildgehege entflohenen Luchs gegangen. Die Gerüchteküche schlägt um sich – was für ein Untier…! Die gute große Mietzekatze soll 13 !! Rehe gerissen, das heißt getötet, ein Pferd erschreckt und einen Pilzsucher angegriffen haben. Also sind der Amtstierarzt, zwei Jäger und meine Wenigkeit in die Gävernitzer Heide aufgebrochen, um den vermeintlichen Unhold zu suchen. Das Wetter war uns hold und wir stapften fast vier Stunden durch Wald, Dickicht und Heide, nur um am Schluss unserer Suche doch schöne Fährten an einem Wasserloch zu finden, welches er vermutlich gelegentlich als Tränkstelle nutzt. Diese zeigten uns wenigsten, dass die Großkatze im Revier unterwegs ist, aber sein Fell konnte er diesmal retten und er muss nicht zurück in Gewahrsam. Übrigens, wenn der Gefleckte nicht bis zum 31.03.2013 eingefangen ist bekommt er seine Freiheit und gilt als ausgewildert, so eine Verfügung der Naturschutzbehörde. Da bei Temperaturen unter 3° C nicht mit dem Narkosegewehr geschossen werden kann, hoffe ich eigentlich für den Kerl, dass wir einen langen und kalten Winter bekommen….
Herzlichst, Ihr Dr. Mathias Ehrlich.p style=“text-align: center;“
Tags:Tierarzt, Tierschutz, Umwelt, Wildgehege
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Kommentare (3)
Helix P.
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HOMO HOMINI LUPUS. Nicht immer, aber immer öfter…
Mhm, bei der Kälte, die hier eben in Sachsen herrscht, tut mir das arme Lüchslein ja nun doch ein wenig leid. Und die armen Rehlein nicht minder…. zumal sie diesen Herrn ja nun auch noch auf oder besser: am! Halse haben, dort draußen in der einsamen frostigen Nacht dieser wilden Gävernitzer Heide. Naja, im Grunde meines Herzens freue ich mich natürlich, daß er daaa ist – und nicht bei uns hier im Walde. Zumal ich mich sowohl zu den ausgemachten Rehfreunden als auch zu den allerpassioniertesten Pilzsammlern und Waldwanderern zähle…. und mich von daher kaum Begeisterung erfüllt bei der Vorstellung von mehr oder minder sinnlos dahingemetzelten unschuldigen „Grasessern“ aller Art. Abgesehen davon, bin ich oft genug draußen im Walde, beinahe täglich, und alles andere als blind – und ich bemerke deutlich die Veränderungen, die seit einigen Jahren in der Heide so vor sich gehen. Seit wir uns der Wiederansässigmachung unzähliger Wolfsrudel erfreuen dürfen. Und sich die Sachsen so herrlich betriebsblind wie selbstgefällig als „Wolfsland“ feiern lassen wollen….. von wem eigentlich, frage ich mich die ganze Zeit über. Und, wozu…. Vor allem aber: auf wessen Kosten?!? Mich bestürzt diese Rücksichtslosigkeit, mit der derartige Projekte wie die Wolfsansiedlung hier durchgezogen und durchgedrückt werden. Und das beinahe wöchentlich auf’s neue…. beim Blick in Amtsblättchen und Tagespresse. Und (das nebenbei gesagt) – ich lese keine B***. Da gibt’s nämlich nix zu lesen…. Was ich aber gemacht habe, ist, mir die Wolfsansiedlungsbetreiber (jaja, die Herrschaften vom Büro „Homo homini lupus“…) mal näher anzuschauen. Mit meinem Wald- und Wiesenmenschenblick. Was soll ich sagen…. ich war schlicht und einfach entsetzt. Und mehr sage ich jetzt dazu mal lieber nicht… Dafür aber noch etwas zu unserem aus Moritzburg entsprungenen Herrn hier. Dem Pardeltier. Das sich jetzt da draußen einsam durch die Winternacht pirscht. Vermutlich ziemlich Kohldampf schiebt. Sprich: heißhungrig auf Rehfüßlein, Rehschenkelchen, Rehhüftchen…. all die leckeren Teilchen…. ist…. tja, an die ‚ranzukommen man vergessen hat, ihm beizubringen, da in dieser liebevollen Rudelaufzucht im Moritzburger Wildgehege. Also, mit dem Erlegen klappt’s wohl schon, doch noch nicht mit dem Aufbrechen…. da übt er also noch. Wird also viel unterwegs sein. Und das, so denke ich -eben selbst von ’ner langen langen Winterwaldwandertour zurück- wäre doch eigentlich eine ausgezeichnete Gelegenheit, mal wieder nach den prachtvollen Fährten des verwildernden Jägers Ausschau zu halten. Seine Trittsiegel sollten doch im Neuschnee bestens zu entdecken sein…. Naja, Narkotisieren ist ja bei dem Wetter eh‘ nicht drin, das halte ich sowieso für ziemlich kompliziert – zumindest, wenn’s der Herr Vertragstierarzt versucht – meine ich mich doch zu erinnern, daß es der Herr Juffa selbst war, der es seinerzeit dem gesamten sächsischen Fernsehvolksstamm erklärt hat, daß sich Luchse Gesichter bestens einprägen würden (an dieser Stelle empfehle ich eindringlichst auch die begleitende Lektüre von „Brehm’s Thierleben“, die Kapitel zum „Europäisch vulgären“ Luchs, dem „Thierwolf“, wie auch das zum „Nebelparden“) und daß mithin der Entsprungene, sieht er den sich nahenden Wildgehegeleiter oder aber den Herrn Vertragstierarzt schon von weitem (und er sieht wirklich gut, das dürfen Sie mir glauben!), so umgehend wie rasch wie lautlos und unbemerkt das tierarzt- und gehegeleiterfreie Weite dieser wilden Gävernitzer Heide suchen wird…. und das macht das (mich jedenfalls) eigentlich doch ganz sinnvoll und vernünftig anmutende „Wiedereinfangungsprojekt“ doch reichlich schwieriger, fürchte ich. Wenn nicht unmöglich. Dabei, recht betrachtet, wäre es doch eigentlich auch für das arme Kerlchen besser, er käme wieder zurück in sein Heim, zu den Seinen…. geregelten, wohlpräparierten, nicht dauernd entspringenden Mahlzeiten, ein warmes gut gepolstertes Schlafplätzchen, niemand, der ihm nachstellt – statt dessen tägliche „Zimmerreinigung“, echte „Sozialkontakte“, last not least die vielen vielen bewundernden Blicke der Wildgehegebesucher….. ach, was will der arme Kerl da nur draußen im wilden kalten finsteren Wald! Pilzsucher ängsten, das macht doch auch nur im Herbst Spaß….. ach, und überhaupt – wer denn, bitteschön, soll sich da draußen um Milben, Flöhe, Läuse, Würmer & Co. kümmern, mal nach dem Schnupfen sehen, auf die Lungengeräusche achten, wer reinigt die Wunden, pflegt die Lichter, schaut in den prachtvollen Pinselohrlauschern nach dem Rechten? Worauf hat sich der arme Bursche da bloß eingelassen!!! Nein, wenn Sie mich fragen – das Kerlchen gehört umgehend wieder nach Hause! Ehe er selbst die Freude an der Freiheit verliert, an Depressionen erkrankt und zum Grasesser mutiert, vor lauter Verzweiflung…. Naja, und was meine besondere Sorge ist, hm, also – die Luchse gehen doch bald in ihre Ranzzeit, will sagen… auch er wird sich anfangen, sehr zu wundern, warum er derart allein auf der Welt ist. Denn so rasch wird in der Gävernitzer Heide wohl keine nette und ihm auch noch sogleich gewogene Luchsdame vorbeigeschaut kommen, fürchte ich… für ihn. Ehe das soweit ist, müssen unsere braven „Auswilderungsgutmenschen“ noch allerhand Förderprojekte auflegen und vor allem auch jede Menge Fördermittelchen einstreichen…. bis dahin ist viel Wasser und Kohle die Elbe ‚runter, und unser Pardeltier sehr wahrscheinlich schon ein ziemlich alter, in untröstlicher Einsamkeit ergrauter Herr…. darf er dann halt nur heimlich zusehen, wie die neueingesiedelten jungen Lüchse Party feiern…. Naja, immerhin eine Aussicht. Wenn’s ja sonst bloß Rehe gibt…. falls er die mit seinen Anbeißversuchen nicht schon vorher alle ausgerottet hat. Die letzten flüchten dann von selber…. in so ’nen Rehfleischzuchtbetrieb, vermutlich. Als letzte Oase. Weil – in und mit den „Energiepflanzenfeldern“ rundum ist ja auch nur noch für echte Schweine ein gutes Auskommen möglich. Will ich jedenfalls meinen…. Zurück zum Luchs und seiner mißlichen Lage. Falls die noch so besteht. Ich meine, ich hätte einmal vor Jahren in einem Fernsehbeitrag über irgendeine gleichfalls sehr schöne wilde Gegend gesehen, daß dort die Pardeltiere mit großen Holzkisten gefangen wurden, also in klassischen „Lebendfallen“. Und daß das relativ einfach war. Die Leute waren, glaube ich, auch ziemlich erfahren damit. Und mit der Fangmethode auch sehr zufrieden. Leider erinnere ich mich keiner Details mehr, auch nicht der Personen noch der Gegend, in der dies gleichfalls winterliche Märchen spielt… aber, so denke ich, man könnte das doch wenigstens mal probieren. Also, auch solch eine Kistenkonstruktion herbeischaffen. Das läßt sich bestimmt organisieren. Dann diese Kiste aber nicht sofort da hinausstellen in die Gävernitzer Wildnis, sondern ruhig erst einmal ein paar Wochen den Moritzburger Luchsmädels mit in’s Gehege geben. So als Spielkiste, als Schlummerplätzchen, als Tummel- und Kuscheleck…. bis es schön duftig und markiert und gut eingewohnweltet ist. Und gern auch noch ausgestattet mit Inventar aus dem Gehege, das Gebrauchspuren trägt….. dann das Ganze hinaus in den Wald, genau dahin, wo die aufmerksamen Waldläufer das Tier mittlerweilen sicher gefährtet haben…. regelmäßig frisches Futter ausgelegt -Luchse sind ja absolut keine Aasfresser!- möglichst all die schönen Sachen, die der gute Junge von Zuhause her kennt, alles das und genauso liebevoll zubereitet, wie er es in Moritzburg gewöhnt war….. mhm, und dann heißt es nur noch: Balaklava über, Taschenöfchen an und Däumchen drücken! Es muß doch klappen……!!!
Viel Erfolg, und darüber hinaus uns allen auch sonst eine gute Zeit
wünscht
Jagdfreund
Helix P.
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Helix P.
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@ Admin
Raus mit dem SPAM hier, und zwar sofort.
Und flink ein ordentliches Spamschutzprogramm suchen!!!
Herzlich
Helix P.
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Antje Böhme
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Hallo,
meines Wissens gibt es in Österreich frei lebende Luchse schon seit einigen Jahren. Im Rahmen eines Rettungshundeseminares wurde uns gesagt, dass wir im Wald durchaus auch auf Luchse treffen könnten. Es gibt dazu sogar ein Projekt: http://luchs.boehmerwaldnatur.at/. Warum soll es also nicht in unseren Wäldern möglich sein?
Allerdings klingen mir die Gerüchteküche-Meldungen dann doch etwas sehr nach Berichterstattung der B*-Zeitung 😉
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